Der Pflegebereich ist gerade durch die Pandemie stark in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Die Betreuung von schwer erkrankten oder betagten Menschen erfordert viel Zeit, Kraft und vor allem Geld – so auch von pflegebedürftigen Kindern. Das sah auch Hilde Umdasch und begann 2013, über die Hilde Umdasch-Privatstiftung die Pflege und Betreuung dieser Kinder finanziell zu unterstützen. Im Jahr 2014 entschloss sie sich, angesichts des hohen Bedarfs an Palliativbetreuung für Kinder und junge Erwachsene, zur Schaffung eines eigenen Pflegewohnhauses in Amstetten: das „Hilde Umdasch Haus“.
Eine der Mitarbeiter:innen dieser Pflegeeinrichtung durfte ich interviewen: Petra Hellmich ist seit 2018 als Leiterin des Hilde Umdasch-Haus für organisatorische Entscheidungen verantwortlich. Der Wechsel von Managementtätigkeiten in der Altenpflege zur Arbeit mit Kindern faszinierte sie von Anfang an und sie war sehr erfreut, als sie den mehrstufigen Bewerbungsprozess letztendlich für sich entscheiden konnte. Ich habe ihr ein paar Fragen gestellt und war von den Antworten sehr gerührt – aber lest selbst!
Zu Beginn wollte ich wissen, inwiefern den Familien der Kinder und den Kindern selbst geholfen wird und was ihre persönlichen Wünsche für die Zukunft sind: „Wir sehen uns sowohl im Bereich der Langzeitpflege als auch bei der Kurzzeitunterbringung als wichtiger Baustein zur Entlastung betroffener Familien. Das bedeutet, dass – egal ob die Kinder und Jugendlichen für nur wenige Tage oder aber mehrere Jahre bei uns sind – wir den Familienangehörigen eine Auszeit vom sehr häufig massiv belastenden Pflegealltag ermöglichen. Aber nicht nur das, wir sehen uns auch in einer unterstützenden Funktion, vor allem für Geschwisterkinder. Neben einem pflegebedürftigen Geschwisterchen kommen andere Kinder oft zu kurz. Durch uns wird es ihnen ermöglicht, auch einmal im Mittelpunkt zu stehen, damit deren Bedürfnisse und Wünsche erfüllt werden können. Zusätzlich stehen wir auch gerne beratend bei schwierigen Situationen im Bereich der Pflege und Betreuung zur Verfügung und helfen den Familien mit unserer Fachkenntnis weiter.“
Hilde Umdasch ist eine Frau mit einem großen Herzen, einem enormen sozialen Gewissen und einer großen Menge Engagement – ohne sie würde es weder das Hilde Umdasch-Haus noch die Malteser Kinderhilfe geben, und sowohl Petra Hellmich als auch alle anderen Beteiligten sind ihr für die Unterstützung sehr dankbar. Auch auf Landesebene hat das Haus einen hohen Stellenwert und ist eine wichtige Ressource für die Platzkapazitäten in der kurzfristigen Pflegebetreuung. Jedoch fehlt es hier laut Frau Hellmich an ausreichend finanzieller Unterstützung, um diese Kapazitäten auch dauerhaft garantieren zu können. Sie erhalten nur eine Tagsatzfinanzierung für die Pflegeleistungen, was bedeutet, dass wenn ein Bett nicht belegt, kein Geld vom Land kommt – dabei sollten unbelegte Betten eher ein Anlass zur Freude sein, damit auch für akute Fälle Plätze vorhanden sind.
Ihr Zukunftswusch ist es, dass das Haus an Bekanntheit gewinnt und für noch mehr Familien Unterstützung, Beratung und Entlastung sein kann. Aber nicht nur für Familien, sondern auch für die Kinder selbst soll ein möglichst erfüllendes und ermöglichendes Umfeld geschaffen werden. Die Spendenkampagne „Projekt Traumschaukel“ soll hierbei helfen. Ziel der Kampagne ist die Errichtung einer öffentlich zugänglichen Rollstuhlschaukel. Höhepunkt der Kampagne ist das BAND CLASH-Benefizkonzert. Petra Hellmich sieht die Organisation des kommenden Benefizkonzerts als gute Chance: „Ich freue mich, dass wir uns als Hilde Umdasch-Haus zur Verfügung stellen durfte. Diese öffentlich zugängliche (!) Schaukel gibt uns die Möglichkeit, mit Betroffenen in Kontakt zu kommen und die Menschen der Umgebung können so auch ganz zwanglos unser Haus kennenlernen.“
Das Projekt „Traumschaukel“ setzt also den Austausch und das gegenseitige Verständnis in Bewegung und ermöglicht mit etwas Glück und vielen Konzertbesucher:innen dass jene Menschen, welche auf einen Rollstuhl angewiesen sind, ebenfalls das Gefühl des Schaukelns kennen und lieben lernen können.
„Wir erleben die Freude, die die Kinder in der warmen Jahreszeit in unserer Korbschaukel haben. Leider können nicht alle Kinder in diese Korbschaukel gelegt werden. Daher freue ich mich und hoffe sehr, dass wir durch das Projekt „Traumschaukel“ auch jenen Kindern und Jugendlichen dieses Erlebnis ermöglichen können. Vor allem Michael, einer unserer Kinder, wird es genießen. Er ist schwerst mehrfachbeeinträchtigt aber liebt wilde Bewegungen. Dabei lacht er aus vollem Hals. Ich denke, dass wird eine tolle neue Erfahrung für ihn, die ihm ganz viel Spaß bereiten und viele neue zuvor unvorstellbare Eindrücke vermitteln wird.“
Über den Autor:
Nina Gumpenberger
Praktikantin Stadtmarketing Amstetten
Tanzen, Reisen und Feiern zählen zu Nina's Hobbies - bei ihren 21 Jahren auch nicht sonderlich überraschend. Wenn sie nicht gerade als "Latina Austríaca" das Tanzbein schwingt, begibt sie sich als Hobby-Schatzsucherin auf die Jagd nach hipper Vintage-Kleidung.

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