„PolizistIn“ – diesen Berufswunsch haben wohl einige von uns früher in Stammbücher gekritzelt. Was gibt’s für ein Kind besseres als tagtäglich die Welt vor dem Bösen zu beschützen?
Dann sind wir aber doch älter geworden und mittlerweile froh, wenn wir die Männer und Frauen in Uniform nur noch aus der Ferne sehen. Und dann bitte auch noch ohne diesen blöden Blitzer. Und von den Strafzetteln möchte ich gar nicht anfangen.

Bei all dem Ärger über (meistens verdiente) Strafzettel und Vorschriften vergessen wir gerne, dass PolizistInnen auch nur Menschen sind die eben ihren Job machen. Wie du und ich eben auch. Da kam uns die Spende der Polizei Amstetten für das Projekt Traumschaukel ganz gelegen: wir haben unsere Chance gleich genutzt und Chefinspektor Oliver Zechmeister zum persönlichen Interview gebeten. Dabei plauderten wir über den Polizei-Alltag, den Imagewandel in Krisenzeiten und vieles mehr.

Zuerst möchten wir uns nochmal ganz herzlich für eure tolle Spende für das Projekt „Traumschaukel“ bedanken! Möchtest du uns kurz erzählen, wie es überhaupt dazu gekommen ist?

Trotz aller Umstände sind wir bis jetzt doch relativ gut durch die Corona-Krise gekommen – finanziell gesehen. Da ist uns dann die Idee gekommen, dass wir das übrig gebliebene Geld der Weihnachtsfeier für einen sozialen Zweck verwenden möchten. Als wir dann vom Projekt Traumschaukel gelesen haben, war für uns sofort klar, dass wir diese Spendenkampagne (noch dazu lokal!) unterstützen wollen.

Das ist super. An dieser Stelle auch noch ein großes Dankeschön im Namen der Kinder! Apropos Kinder – für viele ist PolizistIn ein absoluter Traumberuf. War es bei dir auch so oder warum bist du zur Polizei gegangen?

Mir wurde das quasi in die Wiege gelegt, da ich aus einer „Gendarmerie“-Familie komme. Da hat sich bei mir dann natürlich auch der Wunsch aufgetan, selbst diese Berufssparte einzuschlagen. Mit 15 habe ich dann meine Ausbildung begonnen und bis heute hab‘ ich es noch nicht bereut, diesen tollen Beruf gewählt zu haben.

Oliver Zechmeister

Seit wann bist du nun schon Postenkommandant in Amstetten und wie sieht dein Arbeitsalltag dort aus? Beziehungsweise gibt es so etwas wie einen Arbeitsalltag überhaupt bei der Polizei?

Ich bin seit 01.02.2014 Inspektionskommandant. Mein Alltag hat sich in dieser Funktion gegenüber des „normalen“ Polizeiberufes schon etwas geändert. Als Leiter einer Dienststelle ist man für den reibungslosen Ablauf des Dienstbetriebes zuständig. Dazu gehören dann Tätigkeiten wie die Dienstplanung, diverse Büroarbeiten und auch einige Besprechungen. Wenn es meine Zeit zulässt, verrichte ich dann auch Sicherheitsdienst.

Aber ein „normaler“ Arbeitsalltag bei der Polizei besteht tatsächlich aus Außen- und Innendienst, also Büroarbeiten. Alles, was man im Außendienst feststellt, muss man natürlich verschriftlichen. Dokumentation ist bei der Polizeiarbeit äußerst wichtig. Aber das Schöne ist, dass jeder Tag komplett anders ist und immer wieder neue und verschiedene Aufgaben mit sich bringt.

Nun zu einer Frage die bestimmt einigen schon unter den Nägeln brennt: Welche Voraussetzungen braucht es eigentlich um Polizist zu werden? Hast du irgendwelche (Geheim-)Tipps für Neueinsteiger?

Eine abgeschlossene Pflichtschule ist grundsätzlich erforderlich. Jeder Bewerber muss sich einem Aufnahmetest

unterziehen, der einerseits einen schriftlichen und psychologischen Teil und andererseits einen sportlichen Teil umfasst. Gute Rechtschreibkenntnisse und völlige Gesundheit sind äußerst wichtig.

Gab es in deiner beruflichen Laufbahn Momente, die dich besonders (positiv) geprägt haben? Möchtest du uns von diesen erzählen?

Grundsätzlich gibt’s im Polizeiberuf sehr viele positive Momente, zum Beispiel wenn man Menschen helfen kann, die sich gerade in Not- oder Krisensituationen befinden. Da wir meistens als Erster am Ort des Geschehens eintreffen, müssen wir rasch und situationsbedingt handeln. Und wenn eine derartige Situation positiv ausgeht, sind das natürlich sehr schöne und erfreuliche Momente.

Hand auf’s Herz: es ist nicht immer alles rosig. Was sind für einen Polizisten bzw. eine Polizistin die schwierigsten Einsätze und wie geht ihr damit um?

Die Überbringung von Todesnachrichten und Amtshandlungen mit Schwerverletzten oder mit Kindern sind immer sehr belastend. Gerade, wenn sich derartige Situationen im Familienbereich ereignen, stellt das eine enorme psychische Belastung dar. Es ist äußerst wichtig, nach einem schweren Einsatz darüber zu reden. Wir kommen in Situationen, in die der „normale“ Bürger nur sehr selten kommt. Aber auf derartige Situationen wird man schon in der Ausbildung vorbereitet.

Gewaltsame Ausschreitungen bei Demos, Amokläufe in Großstädten, …
Gerade in den letzten Wochen und Monaten liest man immer häufiger von verletzten Polizisten. Wie gefährlich ist der Beruf im Gegensatz zu früher geworden?

Der Polizeiberuf war schon immer und ist nach wie vor gefährlich. Das ist den Polizistinnen und Polizisten aber bewusst. Eine gute Ausbildung und überlegtes Einschreiten sind das A und O. Im Gegensatz zur früher hat sich die Ausrüstung (Schutzbekleidung) aber deutlich verbessert.

Vorfälle wie der von Georg Floyd bringen das öffentliche Bild der Polizei auch hierzulande immer wieder ins Wanken. Mit welchen Vorurteilen habt ihr am Meisten zu kämpfen? Und was sollten die Menschen über euch wissen?

Mit unserer Uniform verkörpern wir den Rechtsstaat und ich glaube, deswegen sind wir auch für manche Menschen ein Feindbild. Ich denke aber, dass ein Großteil der Bürger unsere Arbeit schätzt und Vertrauen in die Polizei hat. Hinter jeder Polizeiuniform steckt ja auch ein Mensch– eine Mutter, ein Vater, ein Bruder oder eine Schwester, … Und sie alle, wir alle, wollen gesund und unverletzt von unserem Dienst nachhause kommen.

Kannst du beruflich und privat trennen? Oder haltest du auch in deiner Freizeit die Augen immer offen? Wie gehen deine Familie- und Freunde damit um? Erzählen sie dir von ihren kleinen Faux-Pas?

Als Polizist ist die Sichtweise zu gewissen Situationen auch außerhalb des Dienstes schon etwas anders. Man muss aber einfach aufpassen, dass man Freizeit und Beruf trennt. Auch ein Polizist/in hat ein Recht auf Privatleben. Aber natürlich werden mir kleine Fehltritte von Freunden und Bekannten erzählt. Wenn das nicht mehr stattfindet, hat man vermutlich einiges falsch gemacht.

Nun zur letzten Frage: Mit dem Wissen das du jetzt hast – würdest du dich nochmal für eine Karriere bei der Polizei entscheiden? Und wieso?

Wie schon am Anfang unseres Interviews erwähnt, habe ich bis heute keinen Tag bereut, dass ich mir diesen Beruf ausgesucht habe. Trotz so mancher schwierigen Situationen gehe ich noch immer gern in den Dienst und würde mich auf jeden Fall wieder für den Beruf des Polizisten entscheiden.

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Über den Autor:

Michaela Zechmeister

Mitarbeiterin Stadtmarketing Amstetten

Als gebürtige Amstettnerin kennt Michi fast alles und jeden. Für geselliges Beisammensein, unter anderem in städtischen Gastgärten, und gute Gespräche ist sie immer gern zu haben. Und das noch lieber, wenn es dazu auch guten Spritzwein gibt.

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